Schäfermeister Anton

 geboren 20.Januar 1942 - begraben 20.Januar 2015

Abschiedsgespräch am Grab über 'Atta Thu In Himinam'

hier geht's ins Dorf

 

 

 

 

 

...ein Abschiedsgespräch über das Vater-Unser

Es ist ein kunstvolles Gewebe, das Gebet, das alte Gedicht, ein Gesang über den Glaubenssinn... 

Atta unsar thu in himinam

eine  Abschweifung  ins Gotische, man nennt diese Zeit die ‘Frühchristliche Zeit‘, die Zeit der großen wandernden Herden war lange vorbei und der Ackerbau war das Leben, der Wind, der Regen und das Sonnenlicht! Damals war es noch eine Bitte, Vater gib uns Brot ... Atta – Vater

Die Übertragung des Gebetes in die Gotische Schriftsprache, aus dem alten Griechisch und dem Latein, stammt aus der Bibelübersetzung des westgotischen Bischofs Wulfila, etwa um 350 n.Chr., aus dem Lukas Evangelium und dem des Matthäus mit dessen Erweiterungen.

Es sind die Jahrhunderte nach der Zeitenwende in denen sich das Althochdeutsch bildete aus dem Gotischen bis in die Zeit Theoderich’s,  526 in Ravenna gestorben und der Zeit in der der Prophet Mohammed durch die Wüste galoppiert ist, 632 in Medina gestorben.

Vater unser, Ihr in den Himmeln ... ist ein Plural, eine Mehrzahl, in himinam, die Himmel sind hier noch die Vielschichtigkeit der Natur in ‘den Himmeln‘, und stehen als Begriff für die lebenserhaltende Kraft, die Alles eint und zum Werden bringt.

Vater der Du bist in Allem, ist eine einfache Bitte,  ...gib uns Brot, laß das Gras wachsen und das Getreide gedeihen, laß den Wind wehen und das Sonnenlicht die Erde erwärmen...

wehnai namo thein

...weihe uns ein in das Geheimnis Deines Namens

Gott ist namenlos, Gott hat keinen Namen

Dreihundert Jahre später gibt ihm sein Prophet einen Namen,  Allah ...  es gibt ein Buch der dreitausend Namen Allah’s. Jetzt hat Der Gott einen Namen, aber es gibt kein Bild von ihm, die Moscheen sind mit der Kalligraphie seines Namens über und über geschmückt, der Schriftzug ist die Wirklichkeit seiner Gegenwart geworden und erst weitere dreihundert Jahre später gibt es das Bild Gottes. Der Gott, der keinen Namen hat, wurde im Bildnis seines Sohnes sichtbar, in der Orthodoxie der Ikone. Der griechisch – keltische Glaube löste sich auf so wie auch die Gotische Sprache, war assimiliert und zum Gottesglauben geworden...

... und der Glaube wurde ein Sichtbarer im Karolingischen, das was zuvor verborgen war, wurde ein öffentliches Bekenntnis... so, daß ein jeder den Glauben des anderen sehen kann, das Blutgericht in Verden an der Aller durch Karl dem Großen macht das Bekenntnis, die Taufe hier unvergessen...

 

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 ...es werde Deines Volkes Reich, ... weihe uns ein in Deinen Namen, ... mein Reich ist nicht von dieser Welt.

...und es werde Dein Wille, daß es so wie im Himmel auch auf Erden werde, ist die Hoffnung auf Harmonie und dem Einklang mit der Natur, daß die Menschenwelt der Garten Gottes wird.

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... gib uns diesen Tag Brot...  ist die Bitte um das Brot zum Überleben, um das Leben überhaupt. 

 

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Nun denn, Schäfer ohne Land ... Wanderschäfer als Wanderer in Gottes freier Natur, in der, die immer enger und weniger prachtvoll wird durch Menschenhand, das Ende der wandernden Herde haben wir auch hier erlebt.

Jetzt kommen wir zu einer besonderen Wesensart, zu einer Charakteristik von ‘dem Menschen‘, sein jäher Zorn und wütend werden... und sein ungerecht sein ....

und vergib uns, daß wir Schuldner sind, ...für den Fall, daß wir Schuldner sein werden.

Wir sind schuldig gegenüber dem Reich, das nicht von dieser Welt ist, wir, die wir gegen den verlorengegangenen Garten wüten,  weihe uns ein in das Namenlose...

... laß es Dein Wille werden uns so zu vergeben, wie den Schuldnern an uns wir vergeben.

Man kann es auch als einfache Bitte ansehen, daß wir lernen, was Vergebung ist ... vergeben auch dem, der zornig und wütend, uneinsichtig  gegen mich wütet und ungerecht ist.                    In der damaligen Zeit, genauso wie heute, “ein frommer Wunsch“.

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... und bringe uns nicht in Versuchung, bringe uns nicht in die Versuchung, nicht zu vergeben dem Anderen, so nicht zu vergeben, wie ich darum bitte, daß mir vergeben wird.

Das Wort ‘Versuchung‘ ist ein neuer Begriff im Gotischen des frühen Christentum, der im Anklang auch die ‘Unfreiheit‘ hat, die Furcht davor, unfrei zu sein und den eigenen Weg zu verlieren, vom rechten Weg abzukommen ...

...sicherlich nicht zuerst gemeint ist die erotische Verführung, die althergebrachte Völlerei und all das, was erst in der Zeit des Martin Luther dem späteren Pfaffentum als Irrweg vorgeworfen wird.

... eher ist es die Furcht davor, die falsche Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen, wie es auch Adam und Eva taten in der Verführung durch die ‘Natur – Schlange‘ in dem verlorengegangenen Paradies der Unschuld ...

...und die Versuchung durch den Zweifel, wie in der Frage Gottschalk des Sachsen nach der Dreieinigkeit Gottes, nach der des  Vaters – des Sohnes – und dem Heiligem Geist, mit der Frage „... ob der Heilige Geist auch Sandalen trägt, wie Jesus?“ ...danach, wie der Heilige Geist ins Bild gesetzt werden soll, wie sein Bildnis gemalt werden, wie der Glaube gelebt werden...

... sondern löse uns von dem Übel,  ‘löse‘ steht hier für ‘von etwas losgelöst werden‘ oder ‘etwas wird von mir gelöst, etwas das mit mir verbunden ist‘, die die Menschen-Art ist, etwas nicht vergeben zu können, erlöst zu werden von einem Übel, das an das Menschsein gebunden ist.

... aber zurück zum Gebet, zu der Bitte um Vergebung, daß mit einem Lob der Gewißheit endet:

denn Dein ist das Reich, der Garten Gottes, in dem wir nur Menschen sind, es ist eine Bitte und eine Gewißheit, denn Du kennst den Garten und die Wege dahin.

und die Macht, die Macht in der All-Umfassenden Ordnung des Kosmos ... es ist eine Bitte an den, der den Menschen vergeben kann, der es tun kann, wenn er es machen will, der vergeben kann, auch daß wir gegen ihn wüten im Garten Gottes.

... es ist die Hoffnung darauf, daß der Mensch sich so verhalten kann, daß es zu keiner Schuld und zu keinem Schuldiger kommt, dem ich nicht werde vergeben können ... ... und führe uns nicht in diese Versuchung,  sondern erlöse uns von diesem Übel.

und Die Herrlichkeit ist der geistige Glanz des später gemalten Angesichts Gottes, bei den nicht von Menschenhand gemalten Bildern, bei den Ikonen.

... und dies in der Ewigkeit ist die Gewißheit der Zeit, ist der alte Griechische Begriff des Kosmos und des Chronos und der Himmelsscheibe.

 

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So Schäfermeister Anton, genug der Rede über das, was wir miteinander beredet haben

... der Weg auf den Großen Wagen ist weit ...

Das Reich, der Garten ist groß und weit, und es ist dort viel Raum für jemanden, der mit den Schafen wandern will ... 

 Schäfermeister Anton zur Erinnerung

... einer von den ganz Ruhigen

die da Draußen im Sonnenlicht tanzen.

                                                                                       04.01.015

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