Erhard Mücke Müller 
 Keine Kinderspiele

 

      

 Sprung mit Folgen

 Schon vor meiner „unbeschreiblichen“ Ehe ging es richtig los, nichts, absolut nichts wurde ausgelassen,- alles bis zum Exzess. Wer nun glaubt, das Leben mit – Ehefrau – verliefe ruhiger, zumindest etwas, der sieht sich nun getäuscht. Die „Alte“ war labiler als ich – welch glückliches Schicksal! Doch auf meine Ehe will ich hier nicht eingehen, gehört allerdings am Rande einfach dazu.

Nach ca. zwei harten Jahren mit Trauschein passierte mir ein mittelschweres Malheur, ich wurde mit einem Kumpel verhaftet. Wir frönten einem Laster, auf das ich momentan auch noch nicht eingehen will, der Leser allerdings wird eventuell auch schon so begreifen, worum es sich handelt. Es wurde zwar auch viel gesoffen, trotzdem galt für „uns“: Der schönste Platz ist in der Apotheke.

Nachdem man uns dann auf wirklich üble Art und Weise auf dem Revier hatte – (lebend - Ich hatte echt den Eindruck, als hätte der eine von beiden lieber abgedrückt) – der Kumpel saß eine Etage tiefer als ich, so war man natürlich den hämischen und ironischen Angriffen der „Uniformschläger“ mehr oder weniger ausgeliefert, zumal es einem zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gut ging, obwohl es Hochsommer war. Ich war barfuß, die Strümpfe benutzte ich gelegentlich auch als Handschuhe wie auch an diesem Abend.

Da macht doch dieser Bulle ein Fenster sperrangelweit auf, und das auch noch hinter meinem Rücken, wahrscheinlich der Hitze wegen. Mensch war mir heiß, genau dahinter ein Flachdach. An meine „Acht“ (Handschellen) dachte ich überhaupt nicht mehr. Warum auch, ca. 300 m weiter wohnt ein Bekannter – mit Werkstatt – da werde ich Dinger los, das dachte ich wirklich  – Bullshit - !

Links neben mir hingen viele Bilder von Leuten, die einen recht sympathischen Eindruck auf mich machten, die wollte ich mir ansehen. Der Bulle aber wollte das nicht, ich solle mich wieder auf meinen Platz begeben. Gut erzogen befolgt man solcherlei Anordnungen natürlich, nur setzte ich nicht meinen Hintern auf den Stuhl, sondern benutzte diesen als Trittbrett fürs Fenster und Dach. Hinter mir ein tierisches Gebrüll, aber da war ich schon am Rande des Flachdachs. Scheiße, kein Autodach in erreichbarer Höhe, kein Misthaufen oder Rasen oder ähnliches, nur Waschbetonplatten und im Fensterkreuz ein keifender Bulle mit Feuerspritze in den Händen.

Vielleicht hätte ich es mir noch überlegt und wäre nicht gesprungen, aber da mußte ich an die armen Jungen denken, bei denen sich „versehendlich" ein Schuß löste und die nun Krüppel oder tot sind. Denn wie oft schon löste sich bei geschulten Beamten ein Schuß mit verheerenden Folgen. Nicht etwa für den Bullen, doch das führt jetzt zu weit und ich berichte dem Leser absolut nichts Neues .

Ich sprang also – und noch in der Luft wußte ich, daß ich einen riesengroßen Fehler gemacht hatte. Der Aufschlag unten war enorm, ganz anders als ursprünglich geplant. Beide Fersenbeine total zertrümmert und drei Brustwirbel hin, nebenbei „drauf“ wie es nicht besser geht.

Da lag ich nun in meiner ganzen Pracht – mit Acht – doch ich war nicht lange allein, die beiden „alten Bekannten“ waren ziemlich rasch zur Stelle, das muß ich sagen, auch wenn sie die Treppe benutzten.

     

 

 

 

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