Mythos S.11

 

“Um welches Thema es auch immer ging, Lewis lenkte es immer zu dem Punkt, wo es eine moralische Fragestellung wurde;“ Owen Barfield 1969.*(S.118)

„Von der Erde ins Feenland zu gehen ist so, wie von dieser Zeit in die Ewigkeit zu gehen; es ist keine Reise durch den Raum, sondern eine Veränderung der Geistigen Anschauung,“ formulierte es treffend Dorothy L.Sayer in ‘Der Weg in die Andere Welt‘ 1916. *(S.122)

Wie immer entsteht aus Namen eine Geschichte in seinem Geist, schreibt C.Duriez über Tolkien. ... und anläßlich der Veröffentlichung des Buches Der kleine Hobbit (21.09.1937) schreibt ein Kritiker über Tolkien: “>>Es ist ein Triumph, daß die Gattung Hobbit die er selbst erfunden hat, ebenso real wirkt wie die altehrwürdigen Gattungen Kobold, Troll und Elb.<<“ *(S.128/129)

Sehr schön beschreibt C.D. das Wesen der symbolischen Geschichte und Erzählung indem er über den Herrn der Ringe schreibt: „Dieses neue Werk, ... , entpuppte sich als Tolkiens unvergeßliche >>Zeitreise<<-Geschichte, seine unerreichte Erkundung des Wesens der Zeit. Obwohl hier kein offensichtliches Vehikel für eine Zeitreise in die Vergangenheit zum Einsatz kommt, gelang es ihm, die Illusion von Mittelerde als Teil der Geschichte und des Hintergrundes Nordeuropas zu erzeugen. Durch eine imaginäre Historie entsteht ein Gefühl der Vertrautheit, durch das sich ein heutiger Leser die antike und scheinbar entdeckte Historie aneignen kann, wie man sich jedes andere geschichtliche Zeugnis aneignet. Wir reisen durch die Zeit, während wir uns an der Geschichte erfreuen. Vielleicht wandern wir durch die Zeit, wie Menschen >>auf langen Straßen wandern<<; oder wir überblicken sie, so wie wir >> die Welt von einem Berg aus überschauen<< oder >>die Erde als eine lebendige Landkarte<< unter einem Luftschiff betrachten können. Wir sehen >>alte, ja vergessene Länder<< und starren die Menschen der alten Zeit an, wie sie umhergehen. Manchmal hören wir, wie sie sprechen >>in den Tagen vor den Tagen, als Sprache von vergessener Herkunft in längst verfallenen Königreichen an den Ufern des Atlantik zu hören waren<<.“*(S.156)  

“Dieser erfinderische – im Gegensatz zu einem bewußt didaktischen – Prozeß erklärt die Bedeutung von Bildern, die in Lewis‘ Geist entstanden. Seine imaginativen Werke ... begannen stets mit Bildern, die ihm ungebeten in den Sinn kamen (so wie Tolkiens Geschichten meist aus Wörtern, Sätzen und Namen entsprangen, die in seinem Geist auftauchten). *(S.188)

“Die Buchbesprechung von Lewis [Der Herr der Ringe 11.Nov.1959]begann mit den begeisterten Worten: >> Dieses Buch ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel.<< Es sei, fügte Lewis hinzu, >> Die Eroberung neuen Territoriums<<.“*(S.196)

“Ein Merkmal der literarischen Qualität von Der Herr der Ringe ist seine linguistische Basis. Tolkien nutzt seine erfundene Sprache für die Namen und auch für die imaginativen Möglichkeiten. Sprache ist die Grundlage der Mythologie im Hintergrund. Ein weiteres Merkmal seiner literarischen Qualitäten ist der Reichtum des Symbolismus, den Tolkien in sein Werk zu integrieren vermochte. Die Queste, die Reise, Opfer, Heilung, Tod und viele andere symbolische Elemente ... .“*(S.197)

“In seiner Abschiedsrede von seinen universitären Verpflichtungen (1959) sagte Tolkien:        >> Die Philologie ist die Grundlage der Humanwissenschaften<<.“*(S.225)

Am Ende der Betrachtung über den Mythosgedanken des J.R.R.Tolkien und des C.S.Lewis eine letzte Anmerkung:

“Die Welt der Ringe schlug Wurzeln im neuen Bewußtsein der 1960er.“*(S.234) Nichts erscheint absurd in der Gedankenwelt des Tolkien und des Lewis, bei keiner der erfundenen Wesen und Welten. Die Geschichte ist so erzählt, so gemacht, als sei es diese historische Wirklichkeit gewesen. Nichts erscheint in der Welt der Hobbits unwahrscheinlich und in Narnia. Nichts ist darin so absurd wie die Nashörner des E.Ionesco, die sich dann bei G.Tabori als Menschen-Leute mit Frau Gott unterhalten und schon bei S.Beckett auf Godot warteten in einer Absurdität als eine imaginative Widerspiegelung der von Menschenhand geschaffenen Welt und Wirklichkeit. Auf der Erde ist eine Welt der Menschen aus Absurdität und Banalität entstanden, entstanden aus dem Umgang der Leute mit Menschen als ein ‘Mit-Menschen‘, nicht bei den Hobbits und Elben ... auch nicht in Alices Wunderland, dem Traum eines jungen Mädchens, eine Erinnerung gleich dem der Eliese eines kleinen Mädchens, dem Lieschen aus der Sperlingsgasse, im poetischen Realismus des Wilhelm Raabe 1854-64.

Lewis gilt als Einer der Bestbelesenen seiner Zeit und sagt über die Fantasyliteratur:

“Vieles, was in einem realistischen Werk durch>>Charakterskizzierung<< erreicht werden würde, wird hier einfach dadurch bewerkstelligt, daß eine Figur zu einem Elb, einem Zwerg oder einem Hobbit gemacht wird. Die erfundenen Wesen tragen ihr Inneres außen; sie sind sichtbare Seelen. ... Der Wert des Mythos besteht darin, daß er all die Dinge, die wir kennen, nimmt und ihnen die reiche Bedeutsamkeit zurück gibt, die durch den >>Schleier der Vertrautheit<< verborgen wurde. ... Indem wir Brot, Gold, ein Pferd, einen Apfel oder allein die Straßen und Wege in einen Mythos stecken, fliehen wir nicht vor der Wirklichkeit; wir entdecken sie neu.“*(S.254)

 

 

      11

 

 

zurück             weiter

 

 

 

 

 

Zum Anhang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Anhang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Anhang

 

 

 

 

 

 

 

zurück  zum Textanfang Seite 1

zurück zur Kunstantwort