Und weiter schreibt Martin Heidegger im Schluß über den Ursprung, das Schaffen und Bewahren.

“Also ist die Kunst: die Schaffende Bewahrung der Wahrheit im Werk. Dann ist die Kunst ein Werden und

 Geschehen der Wahrheit. Dann entsteht die Wahrheit aus dem Nichts? In der Tat, ...“ (S.81) 

Hier steht nun der Begriff des Werdens neben dem des Geschehens als der Wahrheit-Wirken,

ihr ‘wesen‘ ist anwesend, als ... ein Werden in seiner Gelassenheit, neben einem Geschehen in seiner Vollendung,

 ist also - ein ‘malen‘ aus sich heraus -, Giotto.

tcnh - malen, [ ‘malen‘ als ein abstrakter Begriff ]

 

Im Abschluß seiner Überlegungen zum Ursprung steht bei Heidegger (S.82): 

 “Wahrheit als die Lichtung und Verbergung des Seienden geschieht, indem sie gedichtet wird.“

Hierin ist 'Wahrheit' also ein Menschliches – Gedachtes Wirkliches,

 “Alle Kunst  ist als Geschehenlassen der Ankunft der Wahrheit des Seienden als eines solchen im Wesen Dichtung.“

Dichtung ist dann ein Grundelement des Menschlichen, eine Erkenntnis-Wirklichkeit!

 “Das Wesen der Kunst, worin das Kunstwerk und der Künstler zumal beruhen, ist das Sich-ins Werk-setzen der

  Wahrheit.“    

Bereits in seinen Betrachtungen über Van Goghs Gemälde (S.33) formuliert M. Heidegger dieses als eine

 Herzensangelegenheit des Menschen-Sein.

 “ Aus dem dichtenden Wesen der Kunst geschieht es, daß sie inmitten des Seienden eine offene Stelle aufschlägt,

in deren Offenheit alles anders ist wie sonst.“

  “ ... Die Wirkung des Werkes besteht nicht in seinem Wirken. Sie beruht in einem aus dem Werk geschehenden

 Wandel der Unverborgenheit des Seienden und das sagt: des Seins.“  

 “ Dichtung aber ist kein schweifendes Ersinnen des Beliebigen und kein Verschweben des bloßen Vorstellens und

 Einbildens in das Unwirkliche.“ (S.82)

... in der Besinnung auf bisher Gesagtes: “ Im Wesensblick auf das Wesen des Werkes ... Das jetzt in seiner Weite,

 aber deshalb nicht unbestimmt erfahrenes Wesen der Dichtung sei hier als ein Frag-würdiges festgehalten, das

 erst zu bedenken gilt.  Wenn alle Kunst im Wesen Dichtung ist, dann müssen Baukunst, Bildkunst, Tonkunst auf

 die Poesie zurückgeführt werden. ... Aber die Poesie ist nur eine Weise des lichtenden Entwerfens der Wahrheit,

 d. h. des Dichtens in diesem weiteren Sinne. Gleichwohl hat das Sprachwerk, die Dichtung im engeren Sinne, eine

 ausgezeichnete Stellung im Ganzen der Künste.“ (S.83)

Die Sprache, so Heidegger, befördert das Offenbare und Verdeckte und „Das entwerfende Sagen ist Dichtung:

die Sage der Welt und der Erde, die Sage vom Spielraum ihres Streites und damit von der Stätte aller Nähe und

 Ferne der Götter. ...“ (S.84)

 “Die Dichtung ist hier in einem so weiten Sinne und zugleich in so inniger Wesenheit mit der Sprache und dem

Wort gedacht, daß es offen bleiben muß, ob die Kunst und zwar in allen ihren Weisen, von der Baukunst bis zur

 Poesie, das Wesen der Dichtung erschöpft.  Die Sprache selbst ist Dichtung im wesentlichen Sinne. Weil nun aber

 die Sprache jenes Geschehnis ist, in dem für den Menschen jeweils erst Seiendes als Seiendes sich erschließt,

 deshalb ist die Poesie, die Dichtung im engeren Sinne, die ursprünglichste Dichtung im wesentlichen Sinne.“(S.85)

“Die Kunst ist als das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit Dichtung “ (S.85)

“Das Wesen der Kunst ist die Dichtung. ... Das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit stößt das Un-geheure auf und stößt

 zugleich das Geheure und das, was man dafür hält, um.“ (S.86)

“Der moderne Subjektivismus mißdeutet freilich das Schöpferische sogleich im Sinne der genialen Leistung des

 selbstherrlichen Subjektes.“ (S.87)

Über den Anfang heißt es bei Heidegger weiter “ ...dieses Unvermittelte des Anfangs, das Eigentümliche des

 Sprunges aus dem Unvermittelbaren her, schließt nicht aus sondern ein, daß der Anfang am längsten und

 unauffällig sich vorbereitet. ... Der Anfang enthält schon verborgen das Ende.“ (S.87)

“Kunst als Dichtung ist Stiftung in dem (...) Sinne der Anstiftung des Streites der Wahrheit, ist Stiftung als Anfang.“

 (S.88)

“Die Kunst ist als Stiftung wesenhaft geschichtlich. ... Die Kunst ist Geschichte in dem wesentlichen Sinne, daß sie

 Geschichte gründet.“ (S.89)

“Der Ursprung des Kunstwerkes, d. h. zugleich der Schaffenden und Bewahrenden, das sagt des geschichtlichen

 Dasein eines Volkes, ist die Kunst. Das ist so, weil die Kunst in ihrem Wesen ein Ursprung ist: eine ausgezeichnete

 Weise wie Wahrheit seiend, d. h. geschichtlich wird.“ (S.89)

Der Ursprung des Kunstwerkes ist die Kunst, soweit Martin Heideggers Gedanken zum Ursprung des Kunstwerkes

 in seinen Vorträgen 1936 und zum Ende heißt es dort (S.90):

“Wir fragen nach dem Wesen der Kunst. ... um eigentlicher fragen zu können, ob die Kunst in unserem

geschichtlichen Dasein ein Ursprung ist oder nicht, ob und unter welchen Bedingungen sie es sein kann und sein

 muß.“

“Solches Besinnen vermag die Kunst und ihr Werden nicht zu erzwingen. Aber dieses besinnliche Wissen ist die

 vorläufige und deshalb unumgängliche Vorbereitung für das Werden der Kunst.“

Martin Heidegger beläßt das ‘Werden‘ im Uns-Unbekannt-Sein.

“In solchem Wissen, das nur langsam wachsen kann, entscheidet sich, ob die Kunst ein Ursprung sein kann (...)

 oder ob sie nur ein Nachtrag bleiben soll (...) als eine üblich gewordene Erscheinung der Kultur.“

“Sind wir in unserem Dasein geschichtlich am Ursprung? Wissen wir, d. h. achten wir das Wesen des Ursprunges?

 Oder berufen wir uns in unserem Verhalten zur Kunst nur noch auf gebildete Kenntnisse des Vergangenen?“

"Für dieses Entweder-Oder und seine Entscheidung gibt es ein untrügliches Zeichen, Hölderlin (...) hat es genannt,

 indem er sagt:

                                                                               „ Schwer verläßt

                                                                                                 Was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.“

                                                                                                                                                        Die Wanderung IV,167"

 

 

...soweit das in Irland bis zum 8.8.2016 Geschriebene und jetzt am 2. Juni 2019 fertig gestellt, Betrachtungen und

 Kommentare zu Martin Heideggers 'Der Ursprung des Kunstwerkes'.

Zeit ist sein, hundert Jahre Vergangenheit, ein weiteres Zipfelchen des ‘Unbekannt–Sein‘ ist bekannt geworden.

... unterscheiden wir das Werden in seiner Gelassenheit von dem Geschehen in seiner Vollendung, ... das ‘malen‘

 aus sich heraus (Giotto) von dem zur 'Kunst' gemacht werden ?

Heidegger beläßt das Wesen des Ursprungs, die Quelle, den Ursprung der Kunst, nach wie vor unbenannt.

 

100 Jahre sind bekannt geworden, wenn auch im Wesen als Ursprung der

  Kunst nach wie vor unerkannt.   

 

 

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